Rollstuhlfahrer Gutscheine e.V.
Die Gründer
Wir sind eineiige Zwillinge: Yan Postler und Yvo Postler, Gründer des gemeinnützigen Vereins Rollstuhlfahrer Gutscheine e.V., mit dem Ziel, Rollstuhlfahrer und Rollstuhlfahrerinnen im öffentlichen Leben sichtbarer zu machen.
Yan Postler: Ich bin am 16.10.1996, als Frühchen mit 1040 Gramm, in München zur Welt gekommen. Drei Tage später wurde bei mir eine Gehirnblutung attestiert. Ich bekam in einer Operation einen Shunt gelegt. Nach ca. 2 Jahren funktionierte dieser nicht mehr und mir wurde nach vielen Komplikationen und ca. 10 Operationen ein neuer eingesetzt. Ich bin Spastiker, 100% schwerbehindert, Pflegegrad 3 und auf einen elektrischen Rollstuhl angewiesen. Trotz meines Handicaps habe ich eine absolut positive Lebenshaltung. Mein bester Freund ist mein Bruder Yvo, der genauso denkt wie ich und den ich nicht nur durch seine Tätigkeit als Taekwondo Trainer bewundere.
Yvo Postler: Ich bin ebenfalls am 16.10.1996 als Frühchen mit 1030 Gramm in München zur Welt gekommen, hatte aber Glück. Mein bester Freund ist Yan. Mit ihm verstehe ich mich wortlos. Was mich immer wieder erstaunt ist, dass er besser lernen kann als ich und sich alles merken kann. Wir unternehmen sehr viel mit unserem Freundeskreis. Natürlich ist Yan immer dabei. Auch wenn es mal einige Hindernisse zu überwinden gilt, dann wird er eben von uns getragen.
Yan Postler: Vor einigen Jahren habe ich folgendes erlebt. Wir waren wieder einmal bei einer Veranstaltung, als ein mir fremder junger Mann mich umarmte und sagte: „Schön, dass du da bist.“ Ich dachte mir damals: „Na klar, warum sollte ich nicht DA sein“. Nachdem mir das immer wieder passiert ist und ich auch Küsschen von fremden Frauen mit derselben Aussage bekam, kam ich ins Grübeln. Bislang hatte ich das noch nie wahrgenommen, aber im Rückblick erkannte ich, dass ich auf Festivals mal einen oder zwei, in Kneipen aber NIE andere Rollstuhlfahrer*innen gesehen habe. Das möchten wir ändern!
Yvo Postler: Viele „Menschen mit Herz“ haben positives Mitleid mit Behinderten. Wahrscheinlich merken sie auch, dass ihre eigenen Probleme, die sie so haben, doch nicht so schlimm sind, wie sie denken und das es immer ein wenig schlimmer geht. Ein bisschen Demut vor dem Schicksal und Dankbarkeit, dass es ihnen nicht auch so ergeht, spielt sicher auch eine Rolle
Yan Postler: Früher habe ich mir nichts dabei gedacht, dass ich mit unseren Freunden gemeinsam gefeiert habe. Der Grund liegt auf der Hand: Ich habe „Glück“ meinen Bruder zu haben und dass wir uns sehr schätzen. Ein Glück, dass von 1,6 Millionen Rollstuhlfahrer und Rollstuhlfahrerinnen in Deutschland jedoch nur sehr wenige haben.
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